An tödlichen Wahnsinn erinnert - Auf Todesmarsch 1945 in Altdorf 50 KZ-Häftlinge ermordet

Presse

An die schrecklichen Ereignisse in den Apriltagen 1945 wurde eine Altdorfer Reisegruppe aus den Reihen des Männerchores und des SPD-Ortsvereines erinnert, als sie das Konzentrationslager Flossenbürg beim Gedenktag mit Ministerpräsident Horst Seehofer besuchten und dort den Ansprachen beiwohnten. Insgesamt 50 KZ-Häftlinge von einem der bekannten Todesmärsche, von denen einer am 26.April 1945 in Altdorf ankam, fanden hier den Tod.

Entkräftete KZ-Häftlinge, die der in Altdorf ankommenden, etwa 400köpfigen Transportgruppe angehörten, wurden zumeist erschossen, weil sie zusammengebrochen waren oder zu fliehen versuchten, berichtete “Altbürgermeister” Josef Sehofer. Nach seinen Angaben wurden diese Opfer zunächst auf dem Friedhof des Ortes beigesetzt. In den fünfziger Jahren wurden die Leichen exhumiert und auf dem Ehrenfriedhof Flossenbürg wieder bestattet. Altdorf ist daher in Flossenbürg besonders vermerkt.
Im Sterberegister der Pfarrei Altdorf sind die Ermordeten ebenfalls erwähnt. Der damalige Pfarrer Simon Huber schrieb dazu: “Immer wieder Schüsse zwischen Löschenbrand und dem Unterwerk. Nächsten Tag wurde der Fußmarsch nach Dachau zur Massenhinrichtung angetreten. Nächtlicherweise wurde Maschinengewehrfeuer gehört. In einem Bombentrichter des Ackers eines Landwirts sind ebenfalls zehn bis zwanzig Tote. Der Trichter ist eingefüllt”.
Das KZ Flossenbürg in der Nähe von Weiden / Oberpfalz wurde im Mai 1938 errichtet, informierte SPD-Seniorenbeauftragter Karl Blechinger. Nach seiner Schilderung hatte die SS den Ort aufgrund seines Granitvorkommens ausgewählt. Bis 1942 mussten Häftlinge vor allem in den Steinbrüchen arbeiten. Ab 1942 errichtete die SS für Rüstungsbetriebe über hundert Außenanlagen in Nordbayern, Böhmen und Sachsen.
Von 100 000 KZ-Häftlingen, die in den sieben Jahren in Flossenbürg interniert waren, fanden 30 000 den Tod. Bekannte Häftlinge waren der Theologe Dietrich Bonhoeffer, Admiral Canaris und der deutsche Sozialdemokrat Kurt Schmacher. Im April 1945 wurden fast alle Häftlinge auf Todesmärschen aus dem Lager getrieben. Als Soldaten der US-Armee das KZ Flossenbürg am 23. April 1945 befreiten, fanden sie nur noch 1500 Todkranke.
In den letzten Kriegstagen verloren in Altdorf 101 Menschen ihr Leben, erwähnte Josef Sehofer. Das ist eine hohe Zahl an Opfern, bezogen auf diese damals kleine Ortschaft. Simon Rückl, Vorsitzender des Männerchores Altdorf, der als Bub das Ende des Krieges und die Nachkriegszeit in Altdorf erlebte, meinte bei dieser Reise, dass angesichts dieser schrecklichen Ereignisse das Gedenken und das Erinnern allen diesen Opfern gelte.

 
 

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