Es ist höchste Zeit, die Bürger zu informieren

Presse

Georg Wild, Hans Seidl und Josef Sehofer (v.l.) sind sich einig: Die Bürger haben ein Recht auf Information

SPD-Gesprächsrunde zum Thema Fernwärmeversorgung – Projekt nicht wirtschaftlich
Bericht der Landshuter Zeitung von Gabi Lössl vom 23.August 2013 (Hervorhebungen SPD Altdorf)

A l t d o r f. Heiß wurde es weniger wegen der Raumtemperatur als vielmehr wegen des Themas bei einer SPD-Gesprächsrunde im Gasthaus Frauenbauer: Das Geothermievorhaben stand im Mittelpunkt des Interesses. Die Bürger wollten wissen, wie es mit dem seit Jahren angekündigten Aufbau einer Fernwärmeversorgung weitergeht. Ortsvorsitzender Hans Seidl, der auch dem Gemeinderat angehört, beanstandete die sehr zögerliche Informationspolitik der Marktgemeinde, die viele Fragen offen lasse. Dass die Bürger Informationsbedarf haben, zeigte sich auch daran, dass der Saal im Frauenbauer voll besetzt war.

Bürgermeister a.D. Josef Sehofer, der sich vor fünf Jahren zum Ende seiner Amtszeit vorgenommen hatte, sich nicht mehr öffentlich zur äußern, machte bei der Gesprächsrunde eine Ausnahme. Es sei ihm einiges zugetragen worden, das er so nicht stehenlassen könne. „Jeder Bürger ist für die Geothermie.“ Die Altdorfer SPD habe immer diese Haltung eingenommen, aber auch die Fragen nach einer nachhaltigen Wirtschaftlichkeit nicht vergessen.
„Der Bürger hat das Recht, umfassend informiert zu werden", betonte dritter Bürgermeister Georg Wild. Es müsse klar gesagt werden, was geht und was nicht. Jetzt sei das Kind bereits in den Brunnen, oder besser Bohrschacht, gefallen. Dass die Geothermie kommen wird, steht für ihn außer Frage. Nur wann, sei völlig unklar. Es könnte in zehn Jahren oder auch später der Fall sein.
„Das Geothermie-Vorhaben war und ist von Fehleinschätzungen, Irrtümern, Unwahrheiten und Konzeptionslosigkeit geprägt", sprach Josef Sehofer Klartext. Nach seiner Meinung ist eine realistische Planung erforderlich, die den Bürgern erklärt, dass die Fernwärme zwar eine verlässliche, aber sehr teuere Energie ist. Sehofer, der dafür bekannt ist, dass er ein äußerst akribischer Rechner ist, beurteilte die Wirtschaftlichkeit der Fernwärme-Versorgung aus seiner Sicht: Bis einschließlich Oktober 2012 sei eine Investitionssumme von rund 50 Millionen Euro bekannt gewesen. Deshalb habe er auch gegenüber Marktgemeinderäten eine vereinfachende Erklärung abgegeben: Je Euro Investitionssumme müsse jährlich eine Kilowattstunde Wärme abgesetzt werden. Daher sei er immer von einem jährlichen Wärmeabsatz von 50 Millionen Kilowattstunden ausgegangen. Alles darunter wäre unwirtschaftlich gewesen. Er habe einen bisher erreichten Wärmeabsatz von nur 15 bis 17 Millionen Kilowattstunden errechnet. „Nach meinem Kenntnisstand der Altdorfer Bauwerks- und Bevölkerungstruktur ist nur auf einen maximalen Wärmeabsatz von zirka 35 Millionen Kilowattstunden zu hoffen", erklärte Sehofer.
Der Markt Altdorf sei nicht systemrelevant, was bedeute, dass die Schulden von den Bürgern finanziert werden müssten. Keiner würde helfen, wenn die Kommune nicht mehr zahlen könne, sagte der ehemalige Bürgermeister. Eine „griechische Finanzpolitik" könne und dürfe man sich nicht leisten.
Bis zum Ausscheiden von Josef Sehofer aus dem Amt ist relativ wenig Geld für die Geothermie ausgegeben worden. Die Forschungsbohrung hat der Freistaat finanziert. Die erste Bohrung am Bauhof sei sicherlich sinnvoll gewesen, gab Sehofer zu verstehen, ob die Zweite auf dem Ziegeleigelände aus geothermischer Sicht viel gebracht hat, wagt er zu bezweifeln.
Etwa sechs Millionen Euro sind bisher in die geplante Fernwärmeversorgung geflossen. Muss das Projekt beerdigt werden, stehe diese Summe ohne Gegenleistung auf der Ausgabenseite der Gemeinde. Bereits vor etwa drei Jahren habe ein regionales Kreditinstitut die gewünschte Finanzierung des Geothermie-Projektes abgelehnt, berichtete Sehofer. Insgesamt erscheine es sehr fraglich, ob und inwieweit je eine Bank dieses derzeit „unwirtschaftliche Vorhaben" finanziert. Dass sich die Gemeinde erst an das Wirtschaftsministerium gewandt hat, als es bereits gebrannt hatte, monierte Georg Wild. Dabei hatte sich herausgestellt, dass die staatliche Förderung nicht, wie angenommen bei zwölf Millionen, sondern nur bei zwei Millionen Euro liegt. Rechtlich bedenklich ist für Sehofer der subventionierte Verkauf von Fernwärme, wie es derzeit für das Fachmarktzentrum „Aicher Feld" geschieht.
Völlig klar ist für den dritten Bürgermeister, dass es nie ein „Bad Altdorf" auf dem Ziegeleigelände geben wird. Ein Investor sei zu keinem Zeitpunkt gesichtet worden. Wild hält es für den größten politischen Fehler, dass sich Altdorf damals nicht mit dem Ziegeleigelände um einen Standort für das Landkreisgymnasium beworben hat. Der Markt stünde heute völlig anders da. In der Amtszeit von Franz Kainz, der laut Georg Wild mit der Geothermie Großes erreichen wollte, habe die Kommunikation besser funktioniert. Die beiden Bürgermeisterstellvertreter seien in regelmäßigen Abständen über wichtige Dinge informiert worden. Derzeit herrsche Funkstille. Informationen bekomme er von offizieller Seite so gut wie gar keine.

 
 

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