"Notenbanken müssen auf Geldwert achten"

Wirtschaft

Dr. Dieter Winkelmann sprach über die Finanzkrise und ihre Folgen

Altdorf. "Ein liberalisierter Finanzmarkt kennt keine Moral." Vor dem Hintergrund dieser Einschätzung des globalisierten Finanzmarktes durchleuchtete Dr. Dieter Winkelmann, Leiter der Sparkassenakademie Bayern, in einer gemeinsamen Veranstaltung des SPD-Ortsvereins und des VdK-Ortsverbandes die derzeitige Finanzkrise und deren Folgen. Der Finanzexperte sieht die Notenbanken in der Pflicht, den aus dieser Krise mittelfristig drohenden Gefahren für die Geldwertstabilität rechtzeitig und entschieden entgegenzuwirken.
Vor einem recht interessierten Publikum dieser Veranstaltung im Gasthaus "Frauenbauer", in der zum Auftakt zunächst der SPD-Ortsvorsitzende Hans Seidl und der VdK-Ortsverbandsvorsitzende Udo Schneider auf die Sorgen vieler Anleger um ihr Erspartes verwiesen, skizzierte Dr. Dieter Winkelmann die Ausgangslage der globalen Finanzkrise. "Die Zusammenhänge sind nicht so ersichtlich, dass man Einzelne für diese Finanzkrise verantwortlich machen könnte", gab der Finanzexperte zu verstehen. Nach seiner Überzeugung sind den Sparkassen und Genossenschaftsbanken hier am wenigsten Vorwürfe zu machen.
Die vorgenannten Kreditinstitute vor Ort haben, wie Dr. Dieter Winkelmann erfreut feststellte, wieder eine Rückbesinnung der Sparer erlebt, die jetzt nicht mehr jedem Viertelprozent hinterherrennen, sondern wieder mehr auf die Sicherheit des angelegten Geldes bedacht sind. Die Finanzkrise hatte ihre Ausgangslage in zunehmend "faulen Immobilienkrediten" in den USA. Dabei spannte der Referent einen großen Bogen, ausgehend von unzureichend abgesicherten und verantwortungslos vergebenen Hypotheken bis hin zum verhängnisvollen Irrtum über vermeintlich stets steigende Immobilienpreise. Die USA hatten, wie der Redner unterstrich, in den Jahren 2003 bis 2006 einen regelrechten Immobilienboom. Bei dieser "Blase" haben sich viele Marktteilnehmer verspekuliert. Die anfangs nur bei etwa 1,5 Prozent liegende Ausfallquote ist inzwischen bei manchen Wertpapierbündeln auf rund 50 Prozent angestiegen. Die Ende 2006 einsetzende Trendwende auf dem Immobilienmarkt führte zwangsläufig zu einem großen Anstieg der Zwangsvollstreckungen. Auch die "toxischen Wertpapiere" wollte keiner mehr haben.
Aus der Immobilienmarktkrise wurde nach den Schilderungen von Dr. Dieter Winkelmann sehr schnell eine Bankenkrise, die dann 2008 zu einem Zusammenbrechen des globalen und nationalen Geldmarktes führte. Der Abschreibungsbedarf der Kreditinstitute war immens und die ersten Auswirkungen auf die Realwirtschaft zeichneten sich ab. Deshalb mussten fast alle Industrie- und viele Schwellenländer Banken Unterstützungsmassnahmen ergreifen.
In seinen Ausführungen geißelte Dr. Dieter Winkelmann nicht nur die Gier von Managern, sondern auch das Verhalten vieler Geldanleger. Er forderte deshalb, dass sich Managervergütungen nicht an kurzfristigen Erfolgen orientieren dürfen. Den Kunden riet der Finanzexperte, bei der Geldanlage mehr auf die Sicherheit des Ersparten und weniger auf hohe Renditen zu achten, weil es ein auf Dauer stabiles Finanzsystem nicht gibt. Auch die Politik muss ihre vielfältigen Hausaufgaben machen: In der westlichen Welt sind nämlich "Staatsinsolvenzen" nicht auszuschließen.
Mit einigen seine Ausführungen abrundenden Hinweisen erinnerte der Finanzexperte an ebenso große Risiken durch die dramatische Entwicklung der Weltbevölkerung, durch Globalisierungsprobleme, durch die Gefährdung des sozialen Friedens, durch die Überschuldung vieler Staaten und durch die Vernichtung ökologischer Grundlagen. In der regen Diskussion, welche dann dritter Bürgermeister Georg Wild leitete, beantwortete Dr. Dieter Winkelmann gezielte Fragen. Unabhängig davon informierte Bürgermeister a. D. Josef Sehofer schließlich auch noch über für Rentner und Senioren geltende Freibeträge im Steuerrecht.

 

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