Integration ist keine Einbahnstraße

Kreisvorstand

Politischer Kirchweihsonntag der Landkreis-SPD ganz im Zeichen der Migration

„Ist der türkischstämmige Mesut Özil ein guter Teil Deutschlands weil er erfolgreich in der Nationalelf kickt oder wäre er das auch als Hartz-IV-Empfänger?“ Mit dieser rhetorischen Frage leitete Ruth Müller eine spannende Diskussion zu hochaktuellen Themen ein. Integration gehe alle an und sie sei beileibe keine Einbahnstraße fügte die SPD-Kreis- und Fraktionsvorsitzende hinzu. Wichtig sei vielmehr, aufeinander zuzugehen und den persönlichen Hintergrund des jeweils Anderen zu respektieren. Dazu hatte die SPD mit Dr. Hamdi Louati, Vorsitzender vom Haus International und Cevrije Aker, Sprecherin des Türkisch-Islamischen Vereins Dingolfing Gäste eingeladen, die aus Sicht der Ehrenamtlichen über Integration sprachen.

Hauptredner an diesem Kirchweihsonntag in der Eskara war der im Jahr 1975 im oberpfälzischen Amberg geborene SPD-Europaabgeordnete Ismail Ertug. Dankenswerterweise verzichtete er jedoch darauf, seine Thesen in einer langen Rede zu proklamierten. Vielmehr vermittelte der Parlamentarier seine Überzeugungen in einer lockeren Fragerunde gemeinsam mit dem stellvertretenden Kreisvorsitzenden Josef Kollmannsberger. Integration, so Ertug, sei in Deutschland lange Zeit kein Thema gewesen. Die Wirtschaft habe dringend Arbeitskräfte genötigt und erst später sei klar geworden, dass man Menschen geholt habe, die vorgehabt hätten, längere Zeit in ihrem Gastland zu bleiben. Noch vor wenigen Jahren habe der CSU-Politiker Edmund Stoiber getönt, Deutschland sei kein Einwanderungsland. Die Realität habe ihn eines Besseren belehrt. Als exportorientiertes Land nutze man die enormen Vorteile der globalisierten Welt. Dazu gehöre auch das Privileg des freien Reisens.

Integration, so der Europaabgeordnete weiter, dürfe nicht mit Assimilation verwechselt werden. Es gehe keinesfalls darum, die Einwanderer total unserer Gesellschaft anzugleichen. Es müssten alle ihre kulturellen Eigenheiten und den religiösen Hintergrund behalten dürfen. Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration sei neben dem Respekt vor anderen Kulturen vor allem die Beherrschung der deutschen Sprache. Ohne diese würden zu viele junge Leute, die einer älter werdenden deutschen Gesellschaft nützlich sein könnten, auf der Strecke gelassen. Mit populistischen Parolen, die nur auf die Diskussionen an den Stammtischen zielten, sei niemandem gedient. Vielmehr brauche man einen europäischen Ansatz und den Rat von Fachleuten, beispielsweise des von einem Sozialdemokraten geleiteten Bundesamtes für Migration.

Mit einem herzlichen „Grüß Gott“ begann Dr. Hamdi Louati, der Vorsitzende des Haus International in Landshut seinen kurzen Bericht aus der täglichen Integrationsarbeit in der Praxis. Sein gemeinnütziger Verein biete vor allem sozialpädagogisch begleitete Förderangebote wie Hausaufgabenhilfe, Integrationskurse und Hilfe bei ausländerrechtlichen Fragen an. Darüber hinaus organisiere man Gruppen- und Freizeitangebote. Interkulturelle Feste und Begegnungsveranstaltungen rundeten das Programm ab. Besonders wies der Redner auf die Rochuskapelle hin, die für Vorträge, Ausstellungen und andere kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung stehe. Rund 80 Prozent der Nutzer kämen aus der Stadt Landshut, der Rest aus dem Landkreis.

Über bessere Bildungsangebote und Kinderbetreuung diskutierte die stellvertretende Kreisvorsitzende Kerstin Schanzer mit Cevrije Aker vom Türkisch-Islamischen Verein aus Dingolfing. Sie sei selbst als Kind gemeinsam mit ihren Eltern – Gastarbeitern – nach Deutschland gekommen und habe durch ihre Umgebung die bayerische Sprache erlernt. Wichtig sei es, Kinder von Anfang an beim Spracherwerb zu unterstützen – eine Prämie zu zahlen, wenn Kinder der Kita fernbleiben, führe nicht zu einer besseren Integration und Bildung, so Cevrije Aker. Gemeinsam mit ihrem Verein bemühe sie sich, türkische Kultur und Religion in Dingolfing den Menschen zu erläutern und nahe zu bringen.

Bildunterschrift:

Dr. Hamdi Louati, MdEP Ismail Ertug und Cevrije Aker (sitzend von links) mit Mitgliedern der Diskussionsrunde bei Politischen Kirchweihsonntag der SPD.

 

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